Der Einfluss von Licht und bedachtem Handeln
Axton und Emma erzählen, wie sie zuhause in San Francisco zu ihrem Gleichgewicht gefunden haben

Von: Leanne Cloudsdale

Fotos: Brian Ulysses Ortega und Landon Scott

Im obersten Stockwerk einer zweigeschossigen Eigentumswohnung im Stadtteil Noe Valley, haben Emma und Axton ein Zuhause geschaffen, das das Wesen von San Francisco verkörpert. Das Haus stammt aus den 1920er Jahren und hat Fenster in alle vier Himmelsrichtungen – ein Garant für reichlich Tageslicht. Noe Valley ist bekannt für seine Straßen voller Kinderwagen, die familienfreundliche Atmosphäre und für den Bauernmarkt am Wochenende. „Wir haben noch keinen anderen Ort gefunden, an dem der Reiz der Stadt und die Ruhe der Natur so gut harmonieren“, sagt Axton. Für das Paar ist es die perfekte Kulisse für ein bewusst langsames Leben.

Für Emma ist San Francisco wie ein Vorort, nur ohne Pendeln. Sie hat ihr ganzes bisheriges Leben dort verbracht. „Ich habe nie in einer anderen Großstadt gelebt, aber selbst hier fühle ich mich manchmal eingeengt. Deshalb ist es für uns so wichtig, dass wir schnell ans Meer fahren oder wandern gehen können. Diese Freiheit – einfach wegfahren, ohne weit reisen zu müssen – ist der Grund, warum wir schon so lange hier sind. Wir haben alles vor der Haustür: großartige Restaurants, Musik, Strände und Natur, Kunst und Museen… und meistens auch gutes Wetter. Das Einzige, was fehlt, ist ein eigener Garten.“

Axton ist in San Diego aufgewachsen, seine Kindheit verbrachte er auf dem Skateboard oder auf dem Surfbrett. Heute verbringt er einen Großteil seiner Zeit auf zwei Rädern – durch die Redwood-gesäumten Straßen des Mount Tamalpais oder entlang der Küste. Was als praktische Art des Pendelns begann, wurde schnell zur Leidenschaft und schließlich zum Beruf. „Die Arbeit für eine internationale Marke wie Pas Normal Studios hat mich um die Welt geführt. Ich habe unglaubliche Orte gesehen und viele Menschen kennengelernt. So ist Radfahren mit meinem Alltag verflochten. Im Schnitt verbringe ich 13 Stunden pro Woche auf dem Fahrrad. Die meisten Tage beginnen mit einer kleinen Tour mit Freunden, gefolgt von einem gemeinsamen Kaffee. Ich hatte schon immer das Gefühl, dass Radfahren mit Freunden zusammenschweißt. Wir arbeiten alle in unterschiedlichen Bereichen, haben verschiedene Hintergründe, aber auf dem Rad zählt nur, gemeinsam denselben Berg zu bezwingen. "Der eine vielleicht ein wenig schneller als der andere“, sagt er mit einem Lächeln.

Emma arbeitet in Vollzeit in der Modebranche und findet Ausgleich in ruhigen Beschäftigungen wie Lesen oder handwerklichen Tätigkeiten. „Wenn mein Arbeitstag vorbei ist, nehme ich oft mein Strickzeug zur Hand. Das hilft mir, abzuschalten und zur Ruhe zu kommen – und am Ende hat man etwas Selbstgemachtes in der Hand. Da Axton so viel unterwegs ist, habe ich die perfekte Gelegenheit, meine eigenen Hobbys zu pflegen – Stricken, Backen, Freunde treffen. "Für uns funktioniert das wunderbar.“ Seit sieben Jahren sind die beiden ein Paar, seit drei Jahren verheiratet. Schon wenige Monate nach Beginn ihrer Beziehung zogen sie zusammen. „Manchmal muss man einfach ins kalte Wasser springen“, lacht Axton.

Ihr Zuhause wird von wenigen, aber entscheidenden Elementen geprägt – die Fenster sind dabei für beide das Wichtigste. Emma erinnert sich: „Ich habe schon an Orten gelebt, an denen es kaum Sonnenlicht gab; das hat mich sehr belastet. Ich brauche Licht, um mich wohlzufühlen. "Wir haben großes Glück, dass hier das Licht aus allen Richtungen herein strömt." Axton ergänzt: „Licht kann einen Raum stärker verändern als jedes andere Element. Dank der Fenster in alle Himmelsrichtungen ist unsere Wohnung hell und lichtdurchflutet. Im Sommer kann es nachts allerdings bis zu 37 Grad warm werden – dann kommt unser altbewährtes Hilfsmittel zum Einsatz: Weinkorken. Damit klemmen wir die hundert Jahre alten, einfach verglasten Fenster auf. Und wenn es wieder abkühlt, spielen unsere beiden Katzen damit. Wir haben noch nichts gefunden, was besser funktioniert – und zugleich erinnern uns die Korken auch an gesellige Abende mit Freunden und mit der Familie. Eine kleine, feine Form des Wiederverwendens.“

Cannoli und Steve

Auch ihre Möbel strahlen Achtsamkeit aus. Emmas erstes Stück von Vitsœ war ein Tisch 621. Gemeinsam kauften sie später ein kleines Regalsystem 606. Wie vieles in ihrem Zuhause hat es sich über die Jahre angepasst, ist mit ihnen umgezogen und gewachsen. „Für uns war der erste Kontakt mit Vitsœ die Lösung eines Problems“, erklärt Axton. „Emma liest leidenschaftlich gerne, und in den meisten kleinen Wohnungen in San Francisco fehlt der Stauraum. Natürlich habe ich Vitsœ und Dieter Rams schon lange bewundert – aber bis dahin war es immer eher ein Wunsch als eine Notwendigkeit. Nachdem wir unser erstes Regalsystem gekauft hatten, wurde es unendlich viel leichter, neue Erweiterungen zu rechtfertigen. Heute kann ich mir unser Zuhause ohne das 606 nicht mehr vorstellen. Es ist Statement und Zurückhaltung zugleich.“

Indem Emma und Axton ihr Regalsystem Schritt für Schritt erweiterten, wuchs auch die Freundschaft mit ihrem Vitsœ-Planer Antoine. Er erzählt: „Die beiden wissen die Beständigkeit von Vitsœ zu schätzen und sehen im 606 eine Investition für die Zukunft. In einer Zeit von Sofortkäufen und Expresslieferungen ist das etwas Besonderes – gerade hier in den USA. Dieses bedachte Vorgehen ist in ihrer Generation selten, was sie in meinen Augen sofort auszeichnete. Die Geschichte von Vitsœ zu erklären braucht Zeit, doch genau daraus entstehen echte Verbindungen. Mit Emma und Axton ist so eine Beziehung entstanden, die weit über Marke und Kunde hinausgeht.“

Im Wohnzimmer deutet Axton auf das Regal: „Dieses Segment hat schon viele Formen angenommen und findet immer seinen Weg an den perfekten Platz. Es ist gewachsen, fast wie eine Pflanze (die immer mehr außer Kontrolle gerät!), aber ich liebe es noch wie am ersten Tag. Es ist längst ein fester Teil unseres Alltags geworden. "Ich habe meine Mutter, Freunde, Schwiegereltern und viele andere ermutigt, es genauso zu machen wie wir, mit unserem 606: klein anfangen.“ In einer Welt flüchtiger Trends und schnellen Konsums widersetzt sich ihr Lebensstil dem Strom. Indem sie die Botschaft langsam in ihrem Umfeld verbreiten, zeigen Emma und Axton, dass gutes Design möglicherweise ansteckend ist.

Fotos
Brian Ulysses Ortega
Drittes Bild: Landon Scott