Der 620 der 60er wird 60
Wir feiern sechs Jahrzehnte eines Sessels, der ein Leben lang und länger hält

Dieter Rams sitzt auf einem 620

Worte und Fotos: Vitsœ

Der 30-jährige Dieter Rams entwarf das Sesselprogramm 620 im Jahr 1962, nur zwei Jahre nach seinem Regalsystem 606. Mit einer Kombination aus traditionellen Polstertechniken und (damals) bahnbrechenden Materialien schuf Rams einen Sessel ohne Kompromisse, der ein Leben lang und länger hält.

Von Anfang an wollte Rams den Komfort eines Polstersessels mit der optischen Leichtigkeit einer Rahmenkonstruktion vereinen. Er erzählt, dass Niels Vitsœ seine Erfahrung aus der Bettenbranche in das Design einbrachte, was dazu führte, dass nun ein Federkern für ein hohes Maß an Komfort sorgt.

Dieter Rams und Niels Vitsœ auf einem 620, um 1975

Vitsœs Geschäftsführer Mark Adams erinnert sich: „Ich werde nie vergessen, wie Niels Vitsœ zu mir sagte, ‚Mark, du musst dir darüber im Klaren sein, dass man bei Dieter Rams’ Designs nicht sieht, wo die Kosten hinfließen. Das ist das Problem.‘ Und das gilt vor allem für den 620. Das ist auch der Grund, warum wir in unseren Geschäften immer einen Querschnitt des Sessels für die Kunden bereithalten, damit sie genau sehen können, was bei der Herstellung eines Sessels berücksichtigt werden muss.“

Polsterung einer 620-Sesselbasis

Während des gesamten Herstellungsprozesses werden nur hochwertigste Materialien verwendet, wobei viele von ihnen letztendlich gar nicht sichtbar sind. Dies führt zu einem Komfort, der viele Menschen überrascht, wenn sie zum ersten Mal in einem 620 sitzen. „Das ist die Vitsœ-Tugend“, fährt Mark fort. „Alle Kosten sind unsichtbar im Produkt versteckt, aber sie sind der Grund, warum Ihr Sessel auch in 40, 50 oder mehr Jahren noch bestens funktioniert und in einem guten Zustand ist. Es kommen jetzt Kunden auf uns zurück, die nach 50 Jahren neue Polster bestellen und sich darüber freuen, dass sie diese nicht nur kaufen, sondern sogar selbst zuhause beziehen können.“

Ein persönlicher Bausatz

Was auf den ersten Blick wie ein relativ einfacher Sessel aussieht, ist tatsächlich ein intelligentes System mit vielgestaltigen Möglichkeiten. Man würde nicht sofort denken, dass der 620 ein Bausatz ist – wie Lego für Erwachsene. So handelt es sich nicht um ein einteiliges Dreisitzer Sofa, sondern es sind drei aneinandergereihte Sesselelemente, die bei Bedarf leicht zu einem Zehnsitzer oder einem Zweisitzer oder einem Sessel werden können, und so weiter…

Adams erklärt: „Ein 620 wird in handlichen Kartons geliefert. Man könnte einen 620-Viersitzer problemlos in eine New Yorker Wohnung im vierten Stock hinauftragen, auch ohne Lift. Es braucht keine Spezialausrüstung; kein Umzugsunternehmen, das die Fenster ausbaut, um das Sofa hineinzuheben. All das sind Kosten, die sich summieren.“

„Jede Komponente des 620 kann bei Bedarf ausgetauscht werden. Ich denke, das liegt daran, dass das Design aus einer Zeit stammt, in der die Menschen dazu ermutigt wurden (oder es von ihnen erwartet wurde), mehr Verantwortung für ihre Produkte zu übernehmen. Man sollte sie, wenn etwas kaputt war, auseinandernehmen und reparieren können. Heutzutage werden Produkte so konstruiert, dass man aktiv daran gehindert wird, dies zu tun, aber bei dem 620 ist die Montage ehrlich – wir haben nichts zu verbergen.“

Ins Gespräch vertieft. Dieter Rams und Mark Adams auf einem 620-Zweisitzer mit hoher Rückenlehne

Vitsœ hat seine Kunden schon immer ermutigt, weniger, aber Besseres zu kaufen. Heute sind die Zeichen unübersehbar: Die Natur offenbart die Konsequenzen unserer respektlosen Wegwerfgesellschaft. Es wird immer wichtiger, weniger Produkte von besserer Qualität zu kaufen – und sie länger haltbar zu machen.

Idealerweise sollten wir direkt bei Herstellern einkaufen, wo Herkunft und Preis-Leistungs-Verhältnis garantiert sind. Der Sessel 620 verkörpert die Prinzipien, die Vitsœ seit Jahrzehnten vertritt: unsere Produkte so herzustellen, zu verkaufen und mit lebenslangem Service zu begleiten, dass sie nicht nur unseren Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern nutzen, sondern auch dem Planeten, auf dem wir alle leben.

Fotografie des 620 aus den frühen 1960er Jahren

Sieben Jahre, nachdem das Sesselprogramm 620 im Jahr 1962 auf den Markt kam, wurde es kopiert. Das eingeleitete Verfahren endete 1973 mit einem Urteil des Bundesgerichtshofs: „Das Design dieses Sessels ist eine persönliche, geistige Schöpfung von hohem ästhetischem Gehalt.” Entsprechend erhielt das Sesselprogramm 620 als Kunstwerk urheberrechtlichen Schutz.

Vier Jahrzehnte später, im Jahr 2013, hat Vitsœ das Sesselprogramm 620 gemeinsam mit Dieter Rams komplett überarbeitet, bis hin zur kleinsten maßgefertigten Edelstahlschraube. Das Ziel dabei war immer, das Erbe des Sessels zu bewahren und Kunden zu ermöglichen, ihn nach Bedarf zu ergänzen und umzugestalten. Das Ergebnis ist ein Sessel, der bis ins letzte Detail verfeinert und verbessert wurde, um seine Langlebigkeit für kommende Generationen zu gewährleisten.

Zwei Zweisitzer und ein Sessel, vorerst…

Die 60-jährige Geschichte des Sesselprogramms 620 beweist, dass Rams ein wirklich außergewöhnliches Möbelstück entworfen hat. Der erstaunlich bequeme 620 ist weiterhin eine beliebte Wahl für anspruchsvolle Kunden und Kundinnen, die Qualität schätzen und die die Freiheit haben möchten, ihre Möbel an sich ändernde Bedürfnisse anzupassen.

Erfahren Sie mehr über 620 und nutzen Sie die Gelegenheit, den Komfort des Sessels selbst auszutesten in Vitsœ Geschäft in München.