Umgezogen, erweitert, geliebt, weitergegeben
Die 30-jährige Geschichte des Regalsystems der Familie Davidson

Von: Jane Audas

Fotos: Vitsœ

Wenn man umzieht, kann man sein Vitsœ Regal mitnehmen, oder, wie im Fall der Familie Davidson, es an seine Kinder weitergeben, wenn sie umziehen. Lyn Davidson und ihre Kinder Lucy und Will erinnern sich gerne daran, wie sie mehr als 30 Jahre lang mit ihrem Regalsystem 606 gelebt haben – in acht verschiedenen Häusern. Der 2003 unerwartet verstorbene Architekt Ian Davidson – Lyns Mann und Lucy und Wills Vater – war ein früher Bewunderer des 606 und ein langjähriger Freund des Unternehmens Vitsœ.

Lyn, eine pensionierte Lehrerin, und ihr Sohn Will, ein professioneller Seemann, leben beide im Süden Londons. Keiner von beiden kann sich vorstellen, in nächster Zeit von dort wegzuziehen. Lucy, eine Psychologin, lebt zum ersten Mal in ihrem Leben auf dem Land. Sie ist vor kurzem von London nach Hungerford in Berkshire umgezogen. Alle drei haben ein 606 zu Hause, eine Mischung aus alt und neu. Lyn lebt seit ihren Zwanzigern in London, zog aber mit Ian nach Hongkong, als er bei Foster + Partners an dem Projekt für den Hauptsitz der Hong Kong and Shanghai Bank arbeitete. Lucy wurde dort geboren, und als die Familie nach England zurückkehrte, ließen sie sich in London nieder und richteten ihr erstes Haus ein.

Lyn und Ian Davidson in den 1990ern

Nach einem Jahr zurück in Großbritannien, im Jahr 1986, gründete Ian zusammen mit Alex Lifschutz, den er während seiner Arbeit bei Foster + Partners kennengelernt hatte, das Architekturbüro Lifschutz Davidson (heute Lifschutz Davidson Sandilands). Lyn sagt, dass Ian als Mann und als Architekt ein typischer Zwilling mit zwei Seiten war: eine sehr weiche Seite und eine leidenschaftliche, getriebene Seite. Nach seinem Tod stellte das Architekturbüro eine Bank neben Ians Grab auf. Sie trägt die Aufschrift „Bring Me Sunshine“, nach dem Lied, dass durch die britischen Komiker Morecambe & Wise berühmt wurde. Obwohl Lyn sagt, dass er absolut nicht singen konnte, hörte man ihn sehr oft diese Melodie schmettern.

Mark Adams, der Geschäftsführer von Vitsœ, kannte Ian aus den Anfängen des neuen Büros Lifschutz Davidson, das seinen Sitz in Thames Wharf in London hatte. Er erinnert sich an einen Besuch von Ian und Lyn in Bermondsey, wo sie sich das Regalsystem im damaligen Wohn- und Arbeitsbereich von Vitsœ ansahen. Mark erinnert sich, dass Lyn anfangs Schwierigkeiten hatte, sich mit dem 606 anzufreunden. Sie gibt zu: „Es war mir völlig fremd; anders als alles, was ich bisher gesehen oder in Betracht gezogen hatte. Ich hielt es für ein kaltes Ding und fand, dass die Stützen zu industriell aussahen.“ Trotzdem gaben die Davidsons bald ihre erste Bestellung auf. Die Regale wurden von dem jungen Mark Adams eigenhändig montiert. „Und es sah einfach großartig aus. Wir haben es nie bereut.“

Lyn zu Hause in Südlondon

Diese ersten Regale wurden von Ian gehütet und „sorgfältig kuratiert“, sagt Lyn. „Wir konnten nicht einfach irgendetwas hineinstellen. Bücher waren in Ordnung, aber Objekte mussten von Ian freigegeben werden.“ Die ersten Kästen aus Buchenholz blieben ziemlich kahl, bis ein Bauhaus-Schachspiel (das Ian gehörte und mit dem man nicht spielen durfte) darauf ‘erlaubt’ wurde. Die Familie hatte schon immer recht spartanisch gelebt, erinnert sie sich. „Wir haben nie ein Haus soweit fertiggestellt, um Dinge hineinstellen zu können.“ Lyn glaubt, dass Ian in gewisser Weise immer auf das nächste Haus gewartet hat. Aber das Leben in halbfertigen Häusern bedeutete nie weniger Vitsœ-Möbel.

Lyn denkt darüber nach, wie die drei jetzt ihre 606 nutzen. Will lebt mit seinem 606 ähnlich wie Ian – ohne viele Dinge. Lucy ist eher maximalistisch und Lyn rangiert irgendwo zwischen den beiden. Lucy erinnert sich, wie eingeschränkt ihre Dekorationsmöglichkeiten in ihrer Jugend waren, da ihr Vater einen so speziellen Geschmack hatte. Für die Tapete in ihrem Schlafzimmer durfte sie sich eine von drei Optionen aussuchen: Variationen der Streifen der Designer’s Guild. „Als Kind und Jugendliche hatte ich nicht viele Möglichkeiten, mich auszudrücken. Dann kam eine richtige Cath Kidston-Phase, wahrscheinlich als Rebellion, bis ich Mitte zwanzig war.“ Sie rebellierte auch gegen das „furchtbare, industrielle“ 606, das Will in seinem Schlafzimmer hatte – und lehnte es ab. Dann, mit 23, nahm sie alles zurück und ließ es in ihrer ersten eigenen Wohnung einbauen. Lucy räumt ein, dass das vielleicht auch daran lag, dass die Familie zu dieser Zeit gerade ein paar Vitsœ-Regale übrig hatte.

Die Familie besitzt immer noch das ursprüngliche Regalsystem, das vor über 30 Jahren gekauft wurde, aber es ist jetzt unter den dreien aufgeteilt. Und sie alle haben ihre jeweiligen Systeme ergänzt, erweitert und neu konfiguriert. Ein paar Teile sind eingelagert. „Ich weiß nicht, ob wir alle Regale, die ich noch habe, verwenden können“, sagt Lyn. „Ich finde einen Platz für sie“, wirft Lucy schnell ein. Als Lyn kürzlich in ein Haus aus den 1960er Jahren umgezogen ist, sind ein paar 606 übriggeblieben. „Es ist das erste Mal, dass die Regale in ihrer zeitgenössischen Umgebung zu sehen sind – vorher waren sie immer in älteren Häusern.“ Lyns kleine Sammlung von Gläsern aus den 1960er Jahren erstrahlt nun in ihrer neuen, passenden Umgebung. (Sie hat erst nach Ians Tod mit dem Sammeln begonnen.)

Lucy und ihr verspannter Raumteiler in Hungerford

Lucy lebt erst seit weniger als einem Jahr auf dem Land. Sie hatte nie geplant, aus London „ins Nirgendwo“ wegzuziehen, aber genießt es, ihr Leben mit dem 606 neu zu gestalten. Ihr Haus ist ein ehemaliges Pumphaus aus dem Jahr 1910, ein viktorianisches Gebäude mit einem sehr modernen Anbau. Ihre Mutter beschreibt, was sie auf ihren Regalen hat: „Einige wirklich übertriebene Keramiken. Aber es sieht immer noch gut aus.“ Weiterhin sind da Lucys Staffordshire-Töpferhäuser (inspiriert von einem Besuch im Charleston Farmhouse in East Sussex), Geleeformen, Art-Déco-Lieblingsstücke – darunter ein leuchtend grüner Papageienkrug (daher die Bemerkung „übertrieben“) – und Messingtiere, Bücher und Pflanzen. Lucy mag die Regale unter ihren Kästen, weil sie dort übergroße Kunstbücher unterbringen und Steckdosen verstecken kann. Sie hat auch einen fabelhaften verspannten Raumteiler, der das Licht des Gartens tief in das Haus hineinlässt. „Ich erzähle meinen Freunden ganz stolz, dass unsere Regale fast so alt sind wie ich selbst. Man kann sie für alles Mögliche benutzen. Das Vitsœ Planungsteam kommt vorbei und entwirft das Design, so dass es ganz mühelos ist. Sie sagen nie: „Oh, das ist eine Leichtbauwand, da können wir es nicht anbringen“. Sie können es überall montieren.“

Wills Mischung aus alt und neu in Südlondon

Lucys Bruder Will, der ebenso oft auf hoher See wie an Land unterwegs ist, lebt auch mit einer Mischung aus alten und neuen 606. „Es ist ein Durcheinander“, sagt er. Seine Regale beherbergen seine über viele Jahre gesammelten Platten – alles von Elektronik und Drum & Bass bis hin zu klassischer Musik und ein bisschen Motown von seinen Eltern. Sein Dansette-Plattenspieler aus den 1970er Jahren steht stolz auf einem neuen 606 in Grauweiß und Buche. Im Schlafzimmer bilden zwei Kästen einen Schminktisch. Will war schon immer von Vitsœs beständigem Service fasziniert: Jahr für Jahr helfen ihm dieselben Planerinnen und Planer, und die neuen Regale passen perfekt zu denen, die bereits 30 Jahre alt sind. Sowohl er als auch Lucy haben ihre Lebensgefährten in den Vitsœ-Club aufgenommen. Eigentlich hatte keiner von ihnen eine Wahl, sagt Will.

Die Davidsons

Wenn sie über ihre Regalsysteme sprechen, klingt die Familie Davidson wie die Enthusiasten von Vitsœ. Sie leben schon so lange damit, dass sie genau wissen, was das 606 kann. „In all unseren Häusern stellte sich nie eine Frage, wie wir sie einrichten würden. Wir haben entweder mehr Vitsœ-Regale gekauft oder die, die wir schon hatten, unter uns dreien aufgeteilt – so wie jetzt gerade“, sagt Lyn. Sie fügt hinzu: „Meine Kinder haben jetzt mehr als ich“. Alle drei bezeichnen ihre Regalsysteme als „das Vitsœ“, wie andere Familien vielleicht von „dem Hund“ sprechen.

Vor einiger Zeit schrieb Lucy eine E-Mail über ihren Vater an Vitsœ. Mark Adams antwortete ihr mit seinen Erinnerungen an Ian. „Es war so lebensbejahend, 20 Jahre nach seinem Tod eine E-Mail mit einer schönen Erinnerung zu bekommen. In der Psychologie nennen wir es „anhaltende Bindung“ – eine Beziehung zu einer Person, die fortdauert“, sagt Lucy. „Da ist eine lange Geschichte. Ian hatte das 606 schon sehr früh und wir haben es fortgesetzt.“ Mark, der sich an den unwilligen Empfang des Regalsystems vor so vielen Jahren erinnert, ist sich sicher, dass Ian sich freuen würde, wenn er wüsste, dass die ganze Familie zu Fans, wenn nicht gar zu Süchtigen geworden ist: „Zweifellos hätte er sich ein schiefes Lächeln darüber erlaubt, dass sie es so viele Jahre später alle benutzen und genießen.“